Initiative gegen den Musiklehrkräftemangel

02.03.2024
Presseaussendung
Austauschtreffen musikalische Bildung | © Michael Klimt

An der Universität Mozarteum fand am 29. Februar erstmals ein besonderes Treffen zum Thema „Musiklehrkräftemangel“ statt – zahlreiche Vertreter*innen wichtiger musikalischer Institutionen aus Oberösterreich, Salzburg und Oberbayern setzten sich gemeinsam an einen Tisch, um die aktuelle Situation zu diskutieren und sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln.

Bild: Vertreter*innen von Musikschulen, Chor- und Blasmusikverbänden, der Bildungsdirektionen Oberösterreich und Salzburg, der Pädagogischen Hochschulen, der Oberbayerischen Musiklehrervereinigung, (Jung-)Pädagog*innen, Studierendenvertreter*innen, der Universität Mozarteum sowie Vertreter*innen der Bildungspolitik.

Sowohl an Schulen als auch an Musikschulen besteht besonders im Bereich des Musik- und Instrumentalunterrichts großer Bedarf an musikpädagogischem Nachwuchs. Das Stellenangebot ist bereits jetzt wesentlich größer als die verfügbaren Lehrkräfte – eine Jobgarantie für den Lehrkräftenachwuchs ist also gegeben. Pro Jahr werden allein in Oberösterreich und Salzburg (Cluster Mitte) rund 60 neue Musiklehrkräfte benötigt, dazu kommen noch weitere Lehrende an den Musikschulwerken. So müssen in den kommenden 10 Jahren 36% der Stunden nachbesetzt werden, wie von den Vertretern zu erfahren war. Die Entwicklung innerhalb der Instrumente ist ungleichmäßig verteilt. Die Lage bei den Tasteninstrumenten und Streichern ist beispielsweise relativ stabil, allerdings sinken die Bewerbungs- und Ausbildungszahlen im pädagogischen Bereich bei den Blasinstrumenten zum Teil dramatisch. Das Interesse an den Musikkapellen und Chören scheint ungebrochen groß zu sein, leider spiegelt sich dieses Interesse nicht in der Zahl der Studienbewerbungen wider. 

„Da die Lehramtsausbildung für Musik- und Instrumentalpädagog*innen seit 2016 im Verbund Cluster Mitte in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich umgesetzt wird, sahen wir als Ausbildungsinstitution im Bereich der zukünftigen Musiklehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen die Notwendigkeit, die zentralen Stakeholder dieser beiden Bundesländer sowie dem angrenzenden Bayern zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch einzuladen, um effektiv dem aktuellen und künftig zunehmenden Lehrkräftemangel entgegenzuwirken“, wie Martin Losert, Univ.-Prof. für Instrumental- & Gesangspädagogik an der Universität Mozarteum betont. Nur in der Synergie könnten sinnvolle Maßnahmen entwickelt werden, die ihre volle Wirkung entfalten.

Es ist im Interesse aller, dass die Verbände und Ausbildungsinstitutionen im Bereich der musikalischen Bildung und des Laienmusikwesens gemeinsam Strategien entwickeln, denn ein Mangel an Lehrer*innen hätte mittelfristig Auswirkungen auf das gesamte Musikland Österreich. Ein Anfang wurde gesetzt ­- geplant ist eine bessere Vernetzung der Institutionen untereinander, etwa durch regelmäßige Treffen, aber auch Maßnahmen, die auf die Attraktivität des Studiums und des Berufs abzielen. Dazu gehört beispielsweise die anstehende Curriculumsreform. Ferner braucht es neue, positive Rollenbilder der Musikpädagogik und gezielte Information. Die Bedeutung der musikalischen Bildung an Schulen und außerschulischen Lernorten, an Musikschulen sowie im Bereich der Chor- oder Blasmusik ist sehr hoch. Musikalische Angebote für Kinder und Jugendliche im Bereich der Musikschule, des Chor- und Blasmusikwesens aber auch an allen allgemeinbildenden sind zentrale Ausgangspunkte für die weitere künstlerische und musikpädagogische Ausbildung in Form eines Studiums. Bereits im Kinder- und Jugendalter zeigen sich Talente und das musikalische Potential wird entwickelt.

Diskutiert wurden auch berufsbegleitende Studien, die einen späteren Berufseinstieg ermöglichen. Ebenso wurde die Bezahlung von Lehrenden an Musikschulen angesprochen. Die Gehaltssysteme bedürfen einer Überarbeitung, da die Bezahlung gerade für Berufseinsteiger*innen kaum attraktiv ist. Unabhängig davon scheint die öffentliche Wahrnehmung des Berufsfeldes und damit einhergehend das Ansehen für die Berufswahl wichtig.

Die Teilnehmer*innen des heutigen Treffens waren sich durchaus einig, dass bereits vieles im Bereich Nachwuchsakquise, Information und Werbung geschieht. Dennoch stellte sich die Frage, ob die bisherigen Maßnahmen ausreichen, um dem zunehmenden Musiklehrkräftemangel entgegenzuwirken. Neben konkreten Maßnahmen, die auf eine gezieltere Werbung und eine gemeinsame Kommunikationsstrategie abzielen, braucht es ein gemeinsames Nachdenken über die Form und Struktur der Ausbildungen an allen Institutionen.

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