UMAK: Visionäres Bauprojekt der Universität Mozarteum am Salzburger Kurgarten

18.10.2021
Presseaussendung
Lage Universität Mozarteum am Kurgarten | © Berger+Parkkinen

Mit dem Neubauprojekt UMAK (Universität Mozarteum am Kurgarten) und der Fertigstellung der Einreichplanung am 1. Oktober 2021 schlägt die Universität Mozarteum ein zukunftsweisendes, neues Kapitel ihrer Geschichte auf, das eine nachhaltige Investition in die kunstuniversitäre Forschung und in den Bildungsstandort Salzburg bedeutet. 

Ein bislang in Österreich einzigartiges X-Reality-Labor bildet eine der besonderen Herausforderungen, geplant als künstlerische Werkstatt, Forschungs- und Produktionsraum für audiovisuelle, immersive Gestaltung. Mit im Planungsteam agieren renommierte Institutionen wie das IRCAM (Paris) und die Ars Electronica (Linz). Das Multimedia- und Digitalisierungslab wird auch mit Partnerinstitutionen (wie der Salzburger Hochschulkonferenz) gemeinsam genutzt werden können. Durch einen Fokus auf Transdisziplinarität und Transmedialität bietet das Lab zudem eine ideale Basis für den Aufbau einer Kultur der Digitalität in Forschung, Lehre und Kunst. Der zweite große Fokus in der Nutzung des Gebäudes bildet der Gesang in seiner ganzen Vielfalt: solistisch und im Ensemble, für die Oper und in der Vokalpädagogik. Mit dem international präsentem Bachchor, der hier eine neue Heimat findet, verbindet die Universität Mozarteum eine langjährige Zusammenarbeit.

„Mit dem Bauprojekt kann die Universität Mozarteum ihren Raumnotstand etwas lindern, vor allem aber auch einen einzigartigen Meilenstein in Richtung Zukunft setzen. Mit dem X-Reality-Lab können wir mitten in Salzburg in neue Erfahrungsräume aufbrechen und dies im Schulterschluss mit den großen Kulturinstitutionen vor Ort und der Salzburger Hochschulkonferenz. Wir freuen uns sehr über die großartige Chance und danken allen Ermöglichern, insbesondere Stadt und Land Salzburg sehr herzlich“, betont Rektorin Elisabeth Gutjahr.

Finanzierung: Löwenanteil mit 13,6 Millionen vom Bund

Die Finanzierung ist zugesagt, die Einreichplanung mit 1. Oktober 2021 fertiggestellt. Damit wurden zwei Meilensteine in Richtung Spatenstich im Sommer 2022 und Gebäudeeröffnung im Oktober 2024 gelegt. 80 Prozent der Bauleistungen im Oberschwellenbereich werden noch heuer EU-weit lt. Bundesvergabegesetz ausgeschrieben und ca. Anfang März 2022 vergeben. Die ergänzenden Ausschreibungen erfolgen im laufenden Baubetrieb nach Bedarf. Insgesamt werden bei der Ausschreibung regionale und ökologisch nachhaltige Lösungen angestrebt. 

Rund 20 Millionen Euro wird das in Planung befindliche Neubauprojekt der Universität Mozarteum am Salzburger Kurgarten kosten. Neben 1,5 Millionen Euro an Eigenmitteln kommt der Löwenanteil mit 13,6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. 3 Millionen Euro werden vom Land Salzburg investiert. 

„Das Land Salzburg fördert dieses Projekt mit 3 Millionen Euro. Mit diesem Studiengebäude stärken wir unseren innovativen Kreativstandort und erhöhen dadurch maßgeblich die Qualität in Bereichen der Digitalisierung, Innovation, Forschung sowie im Bereich Musiktheater- und Gesang. Damit wirdauch sichergestellt sein, dass auch der Bachchor ausgezeichnete und zugewiesene Proberäumlichkeiten zur Nutzung erhält“, zeigt sich Landeshauptmann Wilfried Haslauer erfreut.

Eine halbe Million der 3 Millionen kommen im Rahmen einer Sonderförderung für Forschung und wissenschaftliche Standortsicherung. 

„Den hochinnovativen Kern des Gebäudes bildet das Multimedia- und Digitalisierungslab, das analoge künstlerische Produktion und digitale Produktion verbindet. Im Lab kann man künstlerisch forschen, entwickeln, experimentieren und die Akustik mit visuellen Möglichkeiten von Augmented, Virtual und Cross Reality kombinieren“, ist Wissenschaftslandesrätin Andrea Klambauer von den mit einer halben Million Euro geförderten Innovationen überzeugt.

Stadt und Land Salzburg beteiligen sich zusätzlich mit je 700.000 Euro an der Finanzierung der Räumlichkeiten des Salzburger Bachchors am Neubau, der Bachchor selbst steuert 200.000 Euro bei:

„Salzburg freut sich mit Recht über den gelungenen konzeptiven und architektonischen ‚Wurf‘ des neuen Paracelsusbades und des Kurhauses. Die Planung des Architekturbüros Berger+Parkkinen sieht einen weiteren Bau im Kreuzungsbereich Schwarzstraße-Auerspergstraße mit hoher architektonischer Qualität an diesem Topstandort vor. Mit der nun anzugehenden Erweiterung des Mozarteums betont Salzburg seine Stellung als Universitätsstandort und stärkt seine Kernkompetenz ‚Kultur‘.“ Gleichzeitig können wir auch eine optimale Lösung für den Bachchor erzielen, der bereits seit Jahren auf hohem künstlerischen Niveau tätig ist“, sagt Bürgermeister Harald Preuner.

Johannes Feigl, Präsident des Bachchors ist für die großzügige Unterstützung von Stadt und Land Salzburg sowie den vielen privaten Zuwender*innen sehr dankbar: „Wenn auch die Reise eine lange war, so sind wir doch sehr glücklich über das nun in Aussicht stehende Ziel, an dem der Bachchor nach vierzig Jahren 2024 endlich ankommen und seinen Platz für die musikalische Arbeit und künstlerische Entwicklung finden kann. Die Situierung zusammen mit der Universität Mozarteum eröffnet beiden Seiten Potentiale zur Kooperation, die nicht zuletzt auch unserer geplanten Nachwuchsarbeit mit dem Anspruch der Exzellenz zugutekommen wird.“

 

Nutzung: Auflösung von akuten Raumnöten & mehr Raum für Forschung

Auch die Universität Mozarteum Salzburg kann platztechnisch zumindest ein klein wenig aufatmen. Da u.a. aufgrund des Umbaus in der Stiftung Mozarteum ein Teil des Departments Gesang bereits im Februar 2021 ausziehen musste und mittelfristig auch andere Stiftungsräumlichkeiten  wegfallen, da sie nicht barrierefrei umgerüstet werden können, wird seit Oktober interimistisch ein altes Uni-Gebäude im Nonntal gemietet. Aus diesem Umstand ergibt sich ein Teil der geplanten Hauptnutzungen durch die akute Raumnot der Departments Gesang sowie Instrumental- und Gesangspädagogik. Zudem sind ein Proberaum für das Department Oper und Musiktheater, das schon seit Langem für mehr Probemöglichkeiten kämpft, sowie Unterrichtsräumlichkeiten und Büros für das Studio für elektronische Musik geplant. Die zweite große räumliche Investition kommt der (künstlerischen) Forschung zu – neben Büros für das Forschungsmanagement sowie Räumen für Forschungstätigkeiten wird als Herzstück des Neubaus das X-Reality-Lab als Multimedia- und Digitalisierungslabor (MMDL) konzipiert, das österreichweit einzigartig sein wird.

MMDL: Österreichweit einzigartiges Multimedia- und Digitalisierungslab

Variable Akustik, 3D-Audio und multiperspektivische Projektion bilden die technischen Grundlagen eines Raums, der als eine Art Meta-Instrument für künstlerische, forscherische und pädagogische Zwecke genutzt werden soll. Ein primäres Designziel ist es außerdem, neben den fest verbauten ästhetischen Werkzeugen durch Modularität eine Offenheit in die strukturelle Anlage des Labors zu integrieren, um auf möglichst breitgefächerte Fragestellungen reagieren und eingehen zu können. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der künstlerischen Anwendung von Virtual-/Augmented- und Extended-Reality Technologien. Neben audiovisuellen Performances oder immersiven Konzerten sollen auch weniger zeitgebundene Formate wie Installationen und Ausstellungen entwickelt werden. Das X-Reality-Lab oder MMDL ist in seiner zukunftsorientierten Konzeption Ausdruck der Universität Mozarteum Salzburg, mit Transdisziplinarität und Transmedialität bietet das Lab zudem eine ideale Basis für den Aufbau einer Kultur der Digitalität am Standort Salzburg.

Planung & Baurecht: Berger+Parkkinen auf einem Grundstück der Stadt Salzburg

Mit dem Entwurf und der Planung des Gebäudes am Kurgarten wurde bereits 2016 das Architekturbüro Berger+Parkkinen beauftragt, das auch das 2019 eröffnete Paracelsus Bad & Kurhaus in unmittelbarer Nachbarschaft konzipiert hat. Von der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung wurden damals zwei Gebäude mit einer Maximalhöhe von 17,5 Metern (fünf Geschoße) bzw. 11,5 Meter (drei Geschoße) genehmigt, das zweite Gebäude konnte die Universität Mozarteum für sich gewinnen, die ein Baurecht zu einem günstigen Braurechtszins der Stadt Salzburg über einen Teilbereich des Grundstücks bekommen hat. Betreiber des gemeinsamen Baurechtsfeldes ist die TSG Salzburg.

Architektur & Gestaltung: 

Morphologie des Kurgartens, Akzentuierung von Freiräumen

Die beiden Häuser Paracelsus Bad & Kurhaus und UMAK werden dank ihrer klaren, identitätsstiftenden Architektursprache einen Schwerpunkt im historischen Kern der Stadt Salzburg bilden. Die studentische Nutzung wird in Verbindung mit den Besucherströmen des Bad- und Kurhauses eine nachhaltige Belebung des nordwestlichen Bereiches im Kurgartens bewirken. Bei ihrem Entwurf legten die Architekt*innen besonderes Augenmerk auf die Morphologie des Kurgartens mit der ehemaligen Befestigungsanlage und auf die Akzentuierung der Freiräume. Wesentlicher Grundgedanke des Entwurfs ist das Erlebbarmachen des Übergangs von der barocken Anlage von Schloss Mirabell bis zur gründerzeitlichen Markus-Sittikus-Straße.

Der Nutzung als Universitätsgebäude angemessen präsentiert sich das Haus erdgeschossig als öffentlich zugänglich. Architektonisches Herzstück des Gebäudes ist die bis ins oberste Geschoss reichende Halle mit natürlichem Oberlicht. Die Teilung des Hauses in zwei Baukörper ermöglicht die Unterbringung der großen Säle und Übungszimmer mit besonderen Raumhöhen. Die mächtige Auskragung der Obergeschosse über dem Eingangsbereich betont die Bedeutung des vorgelagerten Platzes und gibt den Blick auf das benachbarte Paracelsus Bad & Kurhaus frei.

Das Fassadensystem des UMAK besteht zur Unterstreichung der Ensemblewirkung ebenfalls aus vorgehängten, keramischen Fassadenplatten. Im Unterschied zu der mit offenen Lamellen ausgeführten Fassade am Bad kommt beim UMAK jedoch eine geschlossene, hinterlüftete Keramikfassade zum Einsatz. Dabei werden die keramischen Lamellen des Badehauses in Material, Farbe und Proportion zitiert. Diese sind am UMAK allerdings geschlossen; lediglich die großen Verglasungen der Ensembleräume werden durch feststehende vertikale Lamellen vor Sonneneinstrahlung geschützt. 

Die Lage: In unmittelbarer Nähe zum Haupthaus am Mirabellplatz 1

Die prinzipiellen Überlegungen zur Integration der Universität Mozarteum am Kurgarten in den Stadtraum gehen über die Grundstückgrenzen hinaus und betrachten das Potenzial des gesamten Areals der innerstädtischen Parkanlagen Kurgarten, Zwergerlgarten und Mirabellgarten, an dessen Südwestende das Stammhaus der Universität Mozarteum situiert ist. Das UMAK ist Teil eines städtebaulichen Entwurfs, der sowohl nach einer Verwebung der heterogenen Strukturen aus Barock, Gründerzeit und 20. Jahrhundert als auch nach der Vermittlung zwischen Kurgarten und Straßenzügen strebt. Dazu gliedert sich das UMAK in zwei Baukörper, die in kaskadierender Höhe und Größe zwischen der geschlossenen Bebauung an der Auerspergstraße und der offenen Struktur der Schwarzstraße vermitteln. Das neue Gebäude wird gleich dem Paracelsus Bad & Kurhaus vom neuen, an der Ecke Schwarzstraße zu Auerspergstraße gelegenen Eingangsplatz erschlossen. 

Trotz komplexer technischer Anforderungen an das Gebäude wurde bei der Planung auf die nachhaltige Flexibilität in der Nutzung des Hauses geachtet, um spätere „Verschiebungen“ in punkto Bespielung der Flächen zu ermöglichen. Darüber hinaus unterstützt die ausgesprochene Kompaktheit der beiden Baukörper mit ihrem günstigen Hüllflächenverhältnis die Nachhaltigkeit des Neubaus in thermischer Hinsicht. Wichtig bei der Planung war auch eine sinnliche Anmutung durch Form und Materialien in stimmiger Korrespondenz zum Paracelsus-Bad sowie ein attraktiver Abschluss des Mirabellgartens.

 

Im Bild v.l.n.r.: Gregor Faistauer (Geschäftsführer Bachchor), Johannes Feigl (Präsident Bachchor), Bürgermeister Harald Preuner, Rektorin Elisabeth Gutjahr, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landesrätin Andrea Klambauer, Architekt Alfred Berger (Berger+Parkkinen)

   

Gruppenfoto vor einem Modell des Salzburger Mirabellgartens | © Christian Schneider